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Die stillen User digitaler Barrierefreiheit

Lesezeit: 3 min

Ältere Dame bedient mit zufriedenem Lächeln ein Laptop, auf einer Couch sitzend.

Barrierefreies Internet erfreut Millionen Ältere

In der Debatte um Barrierefreiheit im Internet ist meist von Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen die Rede. Eine Nutzergruppe wird dabei von Unternehmen und Organisationen noch immer häufig ausgeblendet. Sie ist zu groß ist, um sie zu ignorieren: die „Digital Immigrants“. Wer sind sie?  Als digital Eingewanderte gelten in Deutschland geschätzt 24 Millionen ältere Personen*, die im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen weniger gut mit digitalen Anwendungen umgehen können bzw. bewusst andere Medien nutzen.

Diese Hürden und Herausforderungen erleben Boomer:innen und Senior:innen

Diese Vielzahl an verhinderten Nutzer:innen digitaler Angebote sollte Unternehmen mobil machen und die digitale Barrierefreiheit schnell umsetzen lassen. Denn die Hemmnisse und Herausforderungen bei den Älteren sind greifbar und lassen sich zum großen Teil bewältigen:

  • Digital Immigrants fühlen sich überfordert durch die technologische Komplexität und die rasanten Veränderungen in der digitalen Welt.
  • Manche haben sich nach ersten negativen Erfahrungen mit digitalen Anwendungen bewusst für ihre bisher genutzten Medien entschieden. Mit jeder digitalen Barriere, die abgebaut wird, baut sich neues Vertrauen bei ihnen auf.
  • Einige haben Angst vor Fehlern und Betrug. Sie bringen digitalen Anwendungen oft kein Vertrauen entgegen.
  • Andere fühlen sich nicht ausreichend unterstützt und geschult, um den Umgang mit digitalen Technologien zu erlernen.
  • Sie können digitale Medien und Plattformen aufgrund komplexer Benutzeroberflächen und fehlender Sprachunterstützung oft nicht nutzen.
  • Viele können digitale Medien aufgrund ihrer eingeschränkten akustischen und optischen Wahrnehmung nicht richtig nutzen.

Sie sind sich nicht sicher, ob Ihre Website digitale Barrieren enthält? Der kostenlose Barrierefreiheit-Test kann Ihnen dabei helfen, digitale Barrieren abzubauen.

Unternehmen sollten Feedback als Chance nutzen

Es ist für Unternehmen möglich, die digitale Kluft zwischen Digital Immigrants und Digital Natives wenn nicht zu schließen, dann zumindest kleiner zu machen. Ihnen winken Millionen neue Nutzer des barrierefreien Internets. Diese verlockende Aussicht scheint noch nicht überall angekommen zu sein.

„Das unternehmerische Bewusstsein, gerade die Erfahrungen der Digital Immigrants in die Seitenstruktur und Gestaltung von Websites einfließen zu lassen, ist noch deutlich ausbaufähig“, erklärt Andrea Kurtenacker, Projektleiterin von REHADAT, dem zentralen unabhängige Informationsangebot zur beruflichen Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. „Es ist schön zu sehen, dass jetzt bei der digitalen Teilhabe – auch durch staatlichen Druck mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz – einiges ins Rollen kommt. Und das nützt dem inklusiven Gedanken in unserer Gesellschaft wie auch den Unternehmen selbst“, so Kurtenacker.

Was ist REHADAT?  

REHADAT ist das zentrale unabhängige Informationsangebot zur beruflichen Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Mit vierzehn Portalen, zahlreichen Publikationen, Apps und Seminaren richtet sich REHADAT an Betroffene und alle, die sich für ihre berufliche Teilhabe einsetzen. Alle Angebote sind barrierefrei und kostenlos zugänglich.

REHADAT ist ein Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Ausgleichsfonds.

Detaillierte Informationen zur digitalen Teilhabe und zu barrierefreien Websites stellt REHADAT auf dem Portal talentplus.de zur Verfügung: https://www.talentplus.de/inklusion-gestalten/digitale-teilhabe

5 Tipps, wie Sie in der Praxis auf die Interessen der Digital Immigrants eingehen können

Als Unternehmen können Sie mit ein paar konkreten Maßnahmen sicherstellen, dass Ihre digitale Kommunikation die Interessen der Digital Immigrants berücksichtigen:

  • Einfache und klare Sprache: Vermeiden Sie Fachjargon und komplizierte Begriffe. Mit einfacher und verständlicher Sprache können alle Nutzende die Inhalte leicht verstehen.
  • Intuitive Benutzeroberflächen: Gestalten Sie Websites und Apps so, dass sie intuitiv und leicht navigierbar sind. Klare Menüs, gut sichtbare Schaltflächen und logische Strukturen helfen „Digital Immigrants“, sich zurechtzufinden.
  • Anpassbare Einstellungen: Bieten Sie Optionen an, mit denen Nutzende die Darstellung und Bedienung an ihre Bedürfnisse anpassen können, z.B. größere Schriftarten, kontrastreiche Farben oder vereinfachte Menüs.
  • Schulungen und Tutorials: Bieten Sie Schulungen und Tutorials in Form von Videos, Webinaren oder schriftlichen Anleitungen an. Holen Sie hier von den „Digital Immigrants“ ein Feedback ein, um zu erfahren, welche Schwierigkeiten sie haben und wo Verbesserungen gewünscht werden.
  • Support und Hilfe: Stellen Sie einen leicht zugänglichen Kundensupport bereit, der bei Fragen oder Problemen schnell und effektiv helfen kann. Dies kann über Telefon, E-Mail oder Live-Chat erfolgen.

Zeigen Sie soziale Verantwortung und leisten Sie mit Ihrem Unternehmen einen Beitrag, dass „Digital Immigrants“ sich in der digitalen Welt besser zurechtfinden und aktiv an der digitalen Kommunikation teilnehmen können.

Sie möchten gerne überprüfen lassen, ob Ihre Website digitale Barrieren enthält? Nutzen Sie unseren kostenlosen Barrierefreiheit-Test!

Bei weiteren Fragen zur praktischen Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit steht Ihnen unser Experten-Team von IW Medien jederzeit zur Verfügung.

Kontaktieren Sie unser Experten-Team von IW Medien!
 

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