Piktogramme und Icons - geprägt von Otl Aicher und Steve Jobs

Hier sind zwei Bilder nebeneinander dargestellt. Links zwei Piktogramme am Olympiastadion in München, welche auf Leichtathletik und Fußball hindeuten. Auf der rechten Seite sind drei iPhones unterschiedlicher Generationen dargestellt, welche die Entwicklung der Icons veranschaulichen.

Piktogramme: unverzichtbare Bildzeichen für Events und mehr

Internationale Großereignisse und Hubs wie Messen oder Flughäfen sind heute ohne Piktogramme undenkbar. Der namhafte deutsche Kommunikationsdesigner Otl Aicher (1922-1991) prägte deren Gestaltung wie kaum ein anderer. Er hatte sich bereits als Schöpfer minimalistisch-markanter Corporate Designs und als Rektor der privaten Hochschule für Gestaltung Ulm ein hohes Renommé erarbeitet. 1976 wurde er Gestaltungsbeauftragter für die Olympischen Spiele 1972 in München.

Otl Aicher und sein Team schufen erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele ein komplettes Erscheinungsbild. Es setzte Maßstäbe und gilt bis heute in der Fachwelt als unerreicht.

Zuvor beispiellos: die gesamthafte Gestaltung eines Großereignisses

Aichers Designleistung  umfasste unter anderem:

  • das Logo,
  • die verwendeten Farben,
  • Schrifttypen,
  • Symbole,
  • Auftritte mit Außenwirkung bis hin zur Kleidung der Hostessen und dem Design der Eintrittskarten.

Dieser gesamthafte Ansatz ist und bleibt maßgeblich für die visuelle Kommunikation von Institutionen, Unternehmen und Großveranstaltungen.

Die Erfolgskriterien von Piktogrammen: Minimalismus und Universalität

Vor allem entwickelte Otl Aicher die Piktogramme, die rudimentär schon vorher verwendet wurden, als zentrales Wegesystem weiter. Es war so erfolgreich, dass diese Bildzeichen weltweit für moderne Infrastruktureinrichtungen wie Flughäfen, Bahnhöfe und Verwaltungsgebäude unverzichtbar geworden sind.

Piktogramme reduzieren komplexe Sachverhalte und sind zugleich universell einsetzbar. Die Beherrschung einer fremden Sprache ist nicht erforderlich, um die transportierten Inhalte zu verstehen.

Steve Jobs lernt Kalligraphie

Zur selben Zeit und rund 8.700 Kilometer Luftlinie von München entfernt in Portland (US-Bundesstaat Oregon) hatte ein junger Mann ein Erlebnis, das für die Entwicklung der heutigen digitalen Welt visuell ebenso bahnbrechend sein sollte wie die Piktogramme. Dieser Mann hieß Steve Jobs und nahm 1972 ein Studium am Reed-College auf.

Schon nach wenigen Wochen wurde ihm klar, dass ein College-Studium nichts für ihn war. Da er aber  Studiengebühren bezahlt hatte und diese nicht verfallen lassen wollte, besuchte er von nun an nur noch Kurse, an denen er Interesse hatte. So belegte er Kalligraphiekurse und lernte alles über die Schönheit von Schriften. Möglicherweise hat er sich dabei auch gefragt, warum die Zeichen aufwendig von Hand gezeichnet werden müssen und ob das nicht einfacher mit einer Maschine geht.

Icons: Einfachheit in Symbolik und Kreation

Steve Jobs selbst hat 2005 in einer Rede darauf verwiesen, wie wichtig dieses Studienerlebnis im Hinblick auf den Entwurf des ersten Macs war. In der Folge lässt sich auch die Entwicklung der grafischen Benutzeroberflächen für das Betriebssystem von Apple hierauf zurückführen.

Und mit dem ersten iPhone und den Icons als Symbol für die einzelnen Anwendungen, heute Apps, hat es sich endgültig durchgesetzt, grafische Bildzeichen für die Benutzerführung in der digitalen Welt zu verwenden. Smartphones ohne Icons? Never!

Letztlich sind Icons für die Wegeführung in der digitalen Welt eben nichts anderes als die Piktogramme in der realen Welt.

Icons und Piktogramme: Es gibt Innovationen

Die Einsatzbereiche von Piktogrammen und Icons werden mit steigender Komplexität und Vielfalt, neuen Botschaften und aktuellen Designtrends immer größer.

Piktogramme: Ästhetik, Orientierung, Zugehörigkeit

Mehr Sportarten, ein individuelles Stilgefühl des Gastgeberlandes und ein eigenes Motto - dies führt dazu, dass Olympia-Icons immer wieder Re-Designs erfahren, so auch bei den Olympischen Spielen in Paris im Sommer 2024. 

Darüber hinaus sind im internationalen Handel und Verkehr, in der Industrie, zur Gefahrenkennzeichnung und im Rettungswesen die Verständlichkeit, Erkennbarkeit und die handlungsauslösende Aufgabe von Piktogrammen fundamental wichtig. In einer globalisierten Welt ist daher um so mehr darauf zu achten, dass sie kulturübergreifend funktionieren. Dafür gibt es internationale Normen wie die ISO 7010.

Icons: auf dem Weg zum optimalen Nutzungserlebnis

Icons müssen einfach bleiben - dies gilt auch dann, wenn Schattierungen und Highlights oder Animationen sie attraktiver machen könnten. Diese Design-Effekte müssen subtil bleiben, um die bestmögliche Usability zu gewährleisten.

Zudem stellen Responsiveness und Barrierefreiheit Must-haves im Icon-Design dar. Dies bedeutet zum Beispiel:

  • auf sinnvolle Farbcodes und -konstraste zu achten,
  • je nach Endgerät und Bedürfnissen der User die Icons in unterschiedlichen Größen anzubieten sowie
  • die Eindeutigkeit, Einheitlichkeit und Platzierung genau zu prüfen.

Sehen und Wahrnehmen, Orientierung und Teilhabe haben in unserer immer komplexer werdenden Welt einen hohen Rang. Gut gestaltete Piktogramme und Icons tragen vor allem dank Innovatoren wie Otl Aicher und Steve Jobs dazu bei, diesen Aufgaben auf einem zeitgemäßen Level gerecht zu werden.

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Axel Rhein
Geschäftsführer der IW Medien

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