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ChatGPT: Hype oder Gamechanger?
ChatGPT polarisiert: Der clevere Bot aus dem Hause Open AI verfasst in wenigen Sekunden Texte für alle Lebenslagen. Während Schüler den neuen digitalen Helfer bejubeln und Unternehmen fieberhaft an ersten Business-Cases arbeiten, schlagen Eltern und Lehrer die Hände über dem Kopf zusammen. Auch Kommunikationsagenturen und Redakteuren bereitet ChatGPT Kopfzerbrechen. Denn die digitale Plaudertasche revolutioniert nichts weniger als den Kern der Kommunikation: Die menschliche Sprache.
Manche sagen, ChatGPT sei ähnlich revolutionär wie die Erfindung des Taschenrechners: Ohne eigenes Wissen oder sprachliches Talent kann plötzlich jeder Gedichte, Songtexte, Vorträge oder Facharbeiten schreiben. Wofür bisher viel Gehirnschmalz nötig war, reicht heute ein einfacher Befehl. Kein Wunder also, dass der Sprachroboter innerhalb kürzester Zeit weltweit zum Renner wurde: In den ersten fünf Tagen nach dem Start im November 2022 meldeten sich eine Million Menschen auf der Plattform an. Zum Vergleich: Instagram brauchte für diese Zahlen zweieinhalb Monate, Spotify sogar fünf.
Warum ChatGPT anders ist
Was also macht ChatGPT so besonders? Wir haben den Sprachroboter einfach mal selbst gefragt. Er erklärt es uns:
"Das Besondere an ChatGPT ist, dass es ein Chatbot ist, der auf der GPT-3.5-Architektur von Open AI basiert. Diese Architektur ist eine der fortschrittlichsten und leistungsfähigsten Modelle für natürliche Sprachverarbeitung, die derzeit verfügbar sind. Durch seine fortschrittliche Architektur und das umfangreiche Training auf großen Textdatensätzen ist ChatGPT in der Lage, menschenähnliche Antworten auf eine Vielzahl von Fragen in natürlicher Sprache zu generieren. ChatGPT kann kontextbezogene Antworten geben und menschliche Schreibweisen und Grammatiken imitieren, was ihm eine hohe Genauigkeit und Effektivität bei der Beantwortung von Fragen verleiht. Da ChatGPT automatisiert arbeitet, kann er eine große Anzahl von Benutzern gleichzeitig bedienen und mehrere Anfragen gleichzeitig verarbeiten. Schließlich ist auch die Fähigkeit von ChatGPT, kontinuierlich zu lernen und sich zu verbessern, ein besonderes Merkmal.“
Der Grund für die herausragenden Fähigkeiten von ChatGPT sind in erster Linie die riesigen Datenmengen, mit denen man das System füttert: Bis heute wurden rund 300 Milliarden Wörter und 570 GB an Daten aus Webtexten, Büchern, Social Media-Beiträgen und anderen Quellen in das System eingegeben. Das Training funktioniert dabei nach dem Prinzip des bestärkenden Lernens. Das bedeutet, dass Antworten mit positivem oder negativem Feedback „belohnt“ werden. Ganz perfekt ist ChatGPT allerdings noch nicht: so hapert es im Deutschen teilweise noch bei Grammatik und Zeichensetzung. Zudem wurde ChatGPT bisher nur mit Daten bis Ende 2021 trainiert und ist daher nicht auf dem neuesten Stand. Fragen zum Ukraine-Krieg oder zur Fußball-WM in Katar beantwortet das Programm zwar sehr überzeugend, aber die Ergebnisse sind entweder veraltet oder frei erfunden.
Wertvoller Helfer für Agenturen
Auch wenn ChatGPT sich aufgrund dieser Mängel aktuell nur bedingt für die Anwendung in Kommunikationsagenturen eignet – das Potenzial ist da. So leistet der Sprachroboter schon heute gute Dienste bei der Recherche. Zudem kann der Bot mit Textbausteinen dabei unterstützen, Suchmaschinen-optimierte Pressemitteilungen, Social-Media-Posts oder längere Fachbeiträge zu formulieren oder Kundenpräsentationen zu erstellen. Standardtexte, wie Produktbeschreibungen für Online-Shops oder Handbücher könnten bald sogar vollständig aus der Feder des digitalen Schreiberlings stammen. Aber: Ob Bots wie ChatGPT die menschliche Kreativität beim Einsatz von Sprache vollständig ersetzen können, ist fraglich. Vermutlich taugt auch hier der Vergleich mit dem Taschenrechner: Auch die Rechenmaschine nimmt den Menschen die Basisarbeit ab. Kreativ zu sein und aus den bestehenden Daten und Ergebnissen etwas vollkommen Neues zu schaffen, ist jedoch dem Menschen vorbehalten. Noch.