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Der Traum von der Viertagewoche

Wochenkalender für eine Viertagewoche mit 4 rot markierten und drei blau markierten Tagen, Taschenrechner und Stift.

32,8 Stunden – das ist die durchschnittliche wöchentliche Wunscharbeitszeit der Berufstätigen in Deutschland. Vor allem Arbeitnehmer, die Vollzeit arbeiten, würden ihr Pensum gerne reduzieren. Kein Wunder, dass immer mehr Betriebe mit der Viertagewoche experimentieren: Vier Tage arbeiten bei vollem Gehalt, das kommt den meisten Erwerbstätigen schließlich entgegen. Aber klappt das wirklich so gut, wie die teilnehmenden Unternehmen berichten?

„Es kann sich doch jeder selbst überlegen, ob er die Arbeit, die er bisher an fünf Tagen macht, ohne Qualitätsverlust auch an vier Tagen schafft“, sagt IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer. Außerdem gebe es viele Berufe, in denen das nicht geht – Pfleger beispielsweise könnten nicht einfach mehr Menschen pflegen innerhalb von vier Tagen, um dann einen zusätzlichen Tag frei zu machen. Auch Ärzte, Lehrer, Busfahrer oder Köche können ihr Pensum schlecht in vier Tagen erledigen, um einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zu genießen: Denn wer unterrichtet oder kocht dann an diesem Tag?

Und selbst bei Bürotätigkeiten, wo die Abwesenheit eines Mitarbeiters keine unmittelbaren weiteren Konsequenzen hätte, wäre der Übergang zur Viertagewoche auf Dauer keine gute Idee, gibt Schäfer zu bedenken: „Ich warne davor, dass man Arbeit beliebig verdichtet. Wenn Mikropausen dauerhaft wegfallen, erhöht das den Stresslevel und kann krank machen.“

Arbeitszeitverdichtung kann sogar dazu führen, dass die Innovationsfähigkeit im Unternehmen sinkt. Denn während eines Schwätzchens mit Kollegen auf dem Flur könnten durchaus innovative Ideen entstehen, so Schäfer. Auch wer während der Arbeit scheinbar unproduktiv aus dem Fenster schaut, kann einen Geistesblitz haben, der den Betrieb weiterbringt – doch dafür muss erstmal genug Zeit für solche Mußeeinheiten vorhanden sein.

Was ist also die Lösung? Arbeitnehmer, die ihre Arbeitszeit verkürzen möchten, können das natürlich tun – sie haben sogar einen Rechtsanspruch darauf. Was man allerdings nicht verlangen kann: bei verringerter Arbeitszeit das Gleiche zu verdienen wie vorher.

Das komplette Interview mit Holger Schäfer zur Viertagewoche ist hier zu finden.

Mehr Infos zur Autorin

Berit Schmiedendorf
stellvertretende Redaktionsleiterin iwd der IW Medien

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